Nematoden anwenden um damit den Dickmaulrüssler (oder Engerlinge) zu bekämpfen ist eine bewährte Methode, aber von Privatleuten durchgeführt erweist sich das leider meist als hinausgeworfenes Geld. Das hat folgende Gründe:
- Die Anwendung wurde zum falschen Zeitpunkt durchgeführt
- Die Anwendung wurde auf die falsche Art durchgeführt
- Die Nematoden dürfen möglichst kein Licht abbekommen
- Es wurde die falsche Nematodenart verwendet
- Die Erholung der Wurzeln wurde nicht unterstützt
- Die Pflanzen haben dank falscher Bewässerung keine Abwehrkräfte
Im Folgenden erkläre ich, wie man die Nematoden richtig verwendet. Tatsächlich eignet sich dieser Artikel auch, wenn Sie Engerlinge mit Nematoden bekämpfen möchten.
Praktische Erfahrungen Baumschule
Im 2019 und 2020 haben wir bis im November ganz kleine Dickmaulrüsslerlarven gefunden. Mit anderen Worten, das sind die frischgeborenen Larven des zweiten Geleges! Genauso wie in den vergangenen Jahren hatten wir bereits Fraßschäden von Dickmaulrüsslern entdeckt (mehr oder weniger den ganzen Sommer durch). Aber die frisch geschlüpften, 3-4 mm kleinen Larven des zweiten Geleges haben wir erst Ende Oktober gesichtet. Der Dickmaulrüssler legt die Eier des zweiten Geleges somit viel später ab, als es früher normal war, Trockenheit und Hitze fördern dieses Verhalten offenbar. Das ist jetzt schon seit mehreren Jahren hintereinander der Fall. Das bedeutet allerdings auch, dass die zweite Anwendung mit Nematoden später durchgeführt werden muss, nämlich erst Anfang November.

Wann Nematoden anwenden gegen Dickmaulrüssler?
Kurzgesagt arbeiten Sie dann am effektivsten, wenn Sie die Nematoden gegen der Dickmaulrüssler bzw. die Dickmaulrüsslerlarven (oder Engerlinge) zuerst im April und dann erst wieder Frühestens Ende Oktober oder Anfang November anwenden. So ist die Aussicht am größten, dass Sie beide Phasen abdecken, in denen die Larven aus den Eiern schlüpfen. Mitten im Sommer Nematoden einzusetzen ist (für 80 %) hinausgeworfenes Geld.
Wetterbedingungen, Bodenfeuchtigkeit und Effektivität
Wetterbedingungen und Bodenfeuchtigkeit sind für die Effektivität der Nematoden sehr wichtig. Die Wahl des Zeitpunkts hängt von Umständen wie etwa Feuchtigkeit und Bodentemperatur ab (zur Bodentemperatur im Folgenden mehr Infos). Genug Feuchtigkeit ist wesentlich. Wenn der Boden zu trocken ist, können sich die Nematoden nicht im Boden ausbreiten, sodass sie die Larven des Dickmaulrüsslers nicht erreichen. Der Boden muss also bis in die Tiefe feucht sein. Entweder durch kräftige Regenschauer (die selten ausreichen) oder indem Sie zuerst selbst ordentlich wässern. Wenn Sie das nicht berücksichtigen, ist auch hier der Anwendung von Nematoden gegen der Dickmaulrüssler hinausgeworfenes Geld …
Nematoden tief genug in den Boden
Wie sorgen Sie dafür, dass die Nematoden für Eiben und andere Koniferen tief genug in den Boden kommen? Die Nematoden-Anwendung unter großen Koniferen und Eiben ist eh schon sehr schwierig, weil die Wurzelballen trocken sein und die Wurzeln tief in die Erde reichen können. Sorgen Sie deshalb dafür, dass der Boden nass ist. Und nässen Sie ihn gleich auf einmal richtig. Geben Sie ihm also nicht öfter mal ein bisschen Wasser, sondern wässern Sie ihn einmal ganz kräftig. Zum Beispiel am Tag vor der Behandlung mit Nematoden.
Aber selbst mit einem feuchten Boden ist es praktisch unmöglich, die Nematoden rein durch das Angießen mit einer Gießkanne tief genug in den Boden zu befördern. Normales Angießen reicht also nicht aus. Baumzüchter verwenden dafür spezielle Injektionsmaschinen, aber soweit ich weiß, sind diese für Privatmenschen nicht erhältlich. Mein Rat ist, mit einer Grabegabel tiefe Löcher in den Boden zu stechen. Am besten viele unterschiedlich tiefe Löcher, die zwischen 10 und 25 cm tief in den Boden reichen, und wenn möglich sogar noch tiefer. Stechen Sie zwischendurch neue Löcher, wenn Sie den Eindruck haben, dass sich die Löcher wieder schließen. Das alles zusammen ist eine ganze Menge Aufwand. Aber wenn Sie nur mit der Gießkanne angießen, ist die Wirkung minimal, und das Geld ist wiederum größtenteils verschwendet. Kaufen Sie außerdem lieber die doppelte Menge Nematoden, sodass Sie kräftig angießen und in allen Tiefen Nematoden einbringen können. Es ist ohnehin nicht möglich, zu viele Nematoden zu verabreichen.
So wenig Sonnenlicht wie möglich
Am besten wenden Sie die Nematoden an einem bewölkten Tag und möglichst früh oder spät am Tag an. Und sorgen Sie auch dafür, dass sie so kurz wie möglich dem Licht ausgesetzt sind. Das Licht lässt die Nematoden nämlich sehr schnell absterben.
Welche Art von Nematoden verwenden?
Dafür ist die Bodentemperatur entscheidend. Im Spätsommer und im Frühherbst, wenn der Boden ziemlich warm ist, setzen Sie am besten die Sorte „Heterorhabditis bacteriophora“ ein. Wenn die Bodentemperatur auf 12 Grad sinkt, ist eine Mischung aus „Heterorhabditis bacteriophora“ und „Steinernema feltiae“ besser. Wenn die Bodentemperatur auf unter 8 Grad sinkt, eignet sich die „Heterorhabditis downes“ am besten. Diese Nematodenart kann ihre Arbeit bis sehr spät im Jahr tun oder sehr früh im Jahr.
Bei sehr niedrigen Bodentemperaturen lässt die Wirkung der Nematoden vorübergehend nach, da sie dann weniger aktiv sind. Sie können allerdings durchaus im Boden überleben (die Kälte-unempfindliche Arten wenigstens). Wenn die Bodentemperatur dann im Frühling steigt und viel Regen fällt, werden die Dickmaulrüsslerlarven dann möglicherweise doch noch von den Nematoden aus der Herbstanwendung vernichtet.
Indem Sie sie seltener wässern, senken Sie die Anfälligkeit für Dickmaulrüssler und Engerlinge.
Mir ist aufgefallen, dass Eibenhecken, die sehr regelmäßig gegossen werden, oft alle möglichen Probleme entwickeln. Nur der Deutlichkeit halber, ich spreche hier nicht von Staunässe. Dass das nicht gut ist, weiß jeder. Was ich meine, ist etwas subtiler. Ich meine indem die Eiben einfach zu häufig gewässert werden.
Das Wachstum neuer Wurzeln stimulieren
Wenn Sie die Nematoden auf die richtige Art gegen der Dickmaulrüssler einsetzen, können Sie damit eine Dickmaulrüsslerplage in den Griff bekommen. Aber bis sich die Wurzeln und damit die Pflanze erholen, kann es leider sehr lange dauern, insbesondere, wenn der Boden nicht gerade der beste ist. Oft wurde schon alles Mögliche ausprobiert, Kunstdünger, Magnesiumsulfat (Bittersalz) oder sogar Gift, wodurch der Boden ziemlich erledigt ist. Und in vielen Neubauvierteln ist der Boden leider schon von vornherein schlecht. In so einem Boden entwickeln sich keine neuen Wurzeln oder nur wenige. Es kann dann immer noch passieren, dass die Pflanze abstirbt oder sich im günstigsten Fall nur sehr langsam erholt, auch wenn die meisten Dickmaulrüsslerlarven weg sind.